EU will Marktmacht der vier grossen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften brechen

Die EU wird gegen die Konzentration im Wirtschaftsprüfungsmarkt weiter konsequent vorgehen. Noch bis November dieses Jahres legt die Europäische Kommission eine Richtlinie zur Reform der Wirtschaftsprüfung vor.

Dies kündigte Binnenmarktkommissar Michel Barnier im Rahmen der Konferenz zum EU-Grünbuch Abschlussprüfung am 10. Februar in Brüssel an. Die Big 4, also PwC, Deloitte, KPMG und EY, beherrschen den weltweiten Prüfungsmarkt. Bei den Unternehmen des Prime Standards (DAX, MDAX,SDAX und TecDAX) betrug der Marktanteil der Big 4 in Deutschland im Jahre 2007 bei den Mandaten 83%. Bei den Honoraren waren es sogar 97%.

Laut Barnier besteht gerade im Bereich der Prüfung von Kreditinstituten und Versicherungen großer Handlungsbedarf. Die Situation sei insbesondere in Deutschland extrem, wo nur zwei Prüfungsgesellschaften zur Auswahl stünden. Dies widerspreche dem Ziel der Unabhängigkeit der Wirtschaftsprüfer und könne nicht hingenommen werden.

Barnier sieht insbesondere drei Maßnahmen, um das Oligopol in bestimmten Marktsegmenten aufzubrechen und die Markteintrittsbarrieren zu senken:

  • Obergrenzen für den Marktanteil einer Prüfungsgesellschaft
  • Verpflichtende Joint Audits
  • Ein „Europäischer Pass für Jahresabschlussprüfer“

Um einer Überregulierung vorzubeugen kündigte Barnier an, mittelständische Unternehmen von Regelungen für börsennotierte Unternehmen auszunehmen.

Hohe Unabhängigkeit heisst nicht niedrige Anbieterkonzentration

Die Risiken der hohen Anbieterkonzentration auf dem Prüfungsmarkt sind bekannt. Die Unabhängigkeit der Prüfung stärken und gleichzeitig das Oligopol aufbrechen: dieser Glaube steht allerdings auf sumpfigem Grund. Dies belegt ein Blick auf den handelsrechtlichen Schwellenwert für Prüfungsleistungen. Der Gesetzgeber hat im § 319a Abs.1 S.1 Nr1 HGB festgelegt, dass die Prüfungseinnahmen mit einem kapitalmarktorientierten Unternehmen nicht mehr als 15% der Gesamteinnahmen ausmachen dürfen. Sonst steht der Mandatswechsel an. Professor Quick von der TU Darmstadt hat nun gezeigt, dass gerade die Einführung dieses Schwellenwertes die Big 4 in den letzten Jahren noch weiter gestärkt hat. In der Januar-Ausgabe der renommierten ZfB, Zeitschrift für Betriebswirtschaft, sind die Ergebnisse der empirischen Studie nachzulesen.

 

Quelle

Haufe Online-Redaktion

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